Der Tech-Journalismus verfällt

In letzter Zeit fällt es mir leider immer wieder öfters auf, dass es mehr und mehr vermeintliche Technik Portale gibt, die mit vielen großen Überschriften wohl viel Klickzahlen generieren wollen, aber im eigentlichen Artikel die vermeintliche Sensation eine aufgebrühtes Twitterlanges Zitat einer anderen Techspielunke ist.

Besonders aufgefallen ist es mir aber bei der Berichterstattung über das BlackBerry Venice, dass neue Slider Modell, dass dieses Jahr herauskommen sollte.
Im Grunde genommen nichts spektakulär anderes als man die Jahre vorher schon erlebt hat nur mit komplett anderen Auswirkungen.

Es läuft immer gleich ab. Eine Firma, in diesem Fall BlackBerry, stellt in einem Sneak Peak ein Gerät in Aussicht ohne viele Daten zum Gerät selber zu nennen.
Und schon fängt es an. Die Welle an Spekulationen und Leuten die Render Bilder generieren und sich Blätter ausdrucken um zu sehen wie groß das Gerät denn aussehen könnte und wie es vermeintlich in der Hand liegt.
Achja und dann gibt es ja noch die Firma und ihr eigenes OS selbst. Irgendwie scheint ja der Wunsch nach einem Android basierten Gerät mal wieder mit Tastatur so groß zu sein, dass sich einige wünschen BlackBerrys Slider würde Android einsetzen.

Schon werden ein paar Renderbilder generiert, die den vorherigen Render eine Android Oberfläche verpassen. Anders als all die Jahre zuvor werden diese nicht als schöne Spielerei einiger Bastler angesehen, sondern werden in den Tech Blogs als Pressefoto Leaks oder geheime Fotografien beworben. Der Sensationsjournalismus ist also in der Techwelt angekommen und sorgt für einen massiven Werteverfall der Qualität. Denn außer den Bildern die man sich von irgendwoher zusammenklickt und seine kurze Twitter Meinung die man dazu postet, vielleicht noch mit der Frage: "Wie findet ihr das ?" scheint nichts potentes in so einem Artikel zu stehen.
Manchmal fehlt sogar die Quellenangabe. Aber das ist man ja auch schon von vermeintlichen seriösen Journalisten der ARD und ZDF gewohnt. Quellenangaben werden meist so ungenau wie möglich formuliert.

Ich frage mich wie das bei diesen vermeintlich seriösen Journalisten jemals jemand absegnen konnte wenn unter dem Beitrag steht: "Quelle: Internet" oder "Quelle: Youtube".
Aber ich schweife ab.

Bleiben wir bei den Tech Journalisten. Diese faulen Säcke sind noch nicht mal in der Lage eine zweite Quelle oder eine zweite Meinung einzuholen oder teilweise zu erkennen, dass es sich nicht um Pressefotos handelt. Sie übernehmen einfach ungefragt Twitterposts oder andere Behauptungen von dubiosen Quellen ohne diese mal zu hinterfragen oder selber mal z.B. eine Presseanfrage zu schicken.

Das schlimme an diesem Verfall des Journalismus ist, dass die Leserzahlen dieser Seiten hochschnellen. Ich hoffe ja noch inständig, dass dies dadurch geschieht, da sich einige Nutzer doch durch den Titel des Artikels angezogen fühlen und nicht das die diese kurzen Rotz an unreflektiertem zusammenkopierten Artikelschnippsel wirklich interessant finden.

Wenn ich überlege wieviel Zeit ich z.B. in die Recherche für den Techview Podcast wöchentlich reinstecke um möglichst viele Informationen zu einem bestimmten Thema zu berichten und eben nicht so vorzugehen nur eine Internetseite mit dubiosen Quellen vorzulesen, dann kann das doch für bezahlte Techjournalisten nur das mindestmaß sein an dem sie sich orientieren sollten.

So das musste mal raus.

1 Kommentare:

Marco hat gesagt…

Ich kann deine Ausführungen teilweise verstehen, würde die von dir kritisierten journalistischen Formate aber nicht als solche bezeichnen. Es ist schlicht und ergreifend Produktwerbung. Schade, dass es selten als solche gekennzeichnet wird.

PS
Ich höre immer wieder gerne deinen Techview-Podcast. Insbesondere auch, weil du klar Stellung beziehst und eine eigene Position einnimmst. Dies fehlt mir bei anderen scheinbar objektiven Formaten immer mehr.